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Überstunden: Welche Unterschiede gibt es zwischen französischen und deutschen Arbeitnehmern?

Man muss arbeiten, um zu leben – nicht leben, um zu arbeiten .... Dieses Sprichwort, von dem man meinen könnte, es entspräche eher der französischen Arbeitsmentalität, scheint letztlich eher auf die Deutschen zuzutreffen. Eine Studie*, die im Januar 2020 von kiwiHR unter 1.000 französischen und deutschen Arbeitnehmern durchgeführt wurde, zeigt, dass 90 % der Arbeitnehmer in beiden Ländern zwar angaben, Überstunden zu leisten, dies aber aus sehr unterschiedlichen oder sogar gegensätzlichen Gründen tun!

In Frankreich: Mehr arbeiten, um mehr zu verdienen und für mehr Anerkennung durch den Vorgesetzten

Die Franzosen machen Überstunden in erster Linie aus finanzieller Motivation. Zumindest geht dies aus der Umfrage hervor. 43% der Befragten gaben an, dass sie mehr arbeiten wollen, um besser zu verdienen. Eine Formel, die auf der anderen Seite des Rheins nicht anwendbar zu sein scheint, Überstunden: Welche Unterschiede gibt es zwischen französischen und deutschen Arbeitnehmern?wo nur 25% der Befragten sagten, dass sie Überstunden für mehr finanziellen Komfort machen. Warum ein solcher Unterschied? Höhere Lebenshaltungskosten und niedrigere Durchschnittsgehälter in Frankreich könnten diese Situation teilweise erklären.
                    
Noch überraschender ist, dass die zweitwichtigste Motivationsquelle die Anerkennung durch den Vorgesetzten ist. 30% der Franzosen gaben an, deswegen mehr zu arbeiten. Auch hier fallen die Deutschen auf, denn nur 18% von ihnen sagten, dass dieser Faktor für sie wichtig sei. Sind die Franzosen also eher gezwungen, an einer bestimmten Unternehmenskultur festzuhalten? Steile Hierarchie, Präsentismus und der Wunsch nach Anerkennung scheinen das System stark zu prägen.

In Deutschland: Mehr arbeiten, ja – aber, um mehr Urlaub zu bekommen

Das Leben nach der Arbeit hat für die Deutschen eine viel größere Bedeutung als wir vielleicht annehmen. Wenn sich deutsche Arbeitnehmer dazu bereit erklären, mehr zu arbeiten, dann ist es für 30 % von ihnen in erster Linie, um von weiteren freien Tagen zu profitieren. Auch hier gibt es strukturelle Gründe: In Deutschland gibt es ein anderes Arbeitszeitmodell als in Frankreich und deutlich längere gesetzliche Arbeitszeiten (40-Stunden-Woche), weswegen der Wunsch nach Erholung in der Freizeit größer ist. 
Überstunden: Welche Unterschiede gibt es zwischen französischen und deutschen Arbeitnehmern?                    
Der Hauptgrund für Überstunden ist aber auch auf die besondere Situation der Frauen in Deutschland zurückzuführen. Es gibt mehr Frauen, die in Teilzeitjobs und so genannten "Minijobs" vertreten sind. Aufgrund der geringeren Anzahl an Arbeitsstunden stellt es für sie eine Herausforderung dar, in der vorgegebenen Zeit ihre Aufgaben zu erledigen. Damit erhöhen sie den Prozentsatz auf 39% der Deutschen, die sagen, dass sie aus Zeitmangel Überstunden machen.


Ist eine neue Gesetzgebung absehbar?

Tatsache ist, dass sich, aus welchem Grund auch immer, mehr als 70% der befragten französischen und deutschen Arbeitnehmer für ein besseres Tracking ihrer Arbeitszeiten aussprachen. Durch die neuen Technologien kann immer und überall auf berufliche Daten zugegriffen werden. Der aktuelle Boom des Homeoffice trägt ebenfalls dazu bei, dass die Arbeitsreglementierung weiterentwickelt werden muuss, um faire Entlohnungsbedingungen für die Beschäftigten zu gewährleisten.
                
Obwohl der Europäische Gerichtshof (EuGH) bereits im Mai 2019 (EuGH, Urteil vom 14.05.2019, C-55/18a) über die Verpflichtung von EU-Unternehmen entschieden hat, dass Arbeitsstunden täglich aufgezeichnet werden müssen, sind wir in der Praxis noch weit davon entfernt.
                    
Laut der Umfrage von 2020 sind in Frankreich nur 48% der Beschäftigten in Unternehmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten verpflichtet, ihre Stunden festzuhalten. Die Deutschen liegen im Vergleich bei 72%. Deutschland ist hier soweit ein gutes Beispiel, aber die angewandten Methoden sind noch sehr unterschiedlich und teilweise auch altmodisch (Ausweismaschinen, Papierformulare) und können in der Umsetzung umständlich sein. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, über neue, modernere und effizientere Formen der Überwachung nachzudenken, wie z.B. eine HR-Software. Und in einer Zeit der Gesundheitskrise, in der das Arbeiten von zu Hause aus fast die neue Alltagsnorm ist, scheint es mehr als jeh dringend, sich dieser neuen Herausforderung zu stellen.
                    
*Vergleichsumfrage "Arbeitszeit aus der Sicht von 1000 französischen und deutschen Arbeitnehmern" (kiwiHR, 2020). eSurvey, durchgeführt mit Pollfish bei einer Stichprobe von 500 französischen und 500 deutschen Arbeitnehmern, die hinsichtlich Geschlecht, Alter und Wirtschaftszweig repräsentativ für die Bevölkerung sind. 

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